ILCO-Gruppe traf sich im ELISABETHENSTIFT zum Thema „Fast Track in der Darmchirurgie: Schneller fit nach einer Operation“

20. September 2024

Die ILCO-Selbsthilfegruppe trifft sich monatlich. Diese Treffen bieten Betroffenen, Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit, sich über Stoma- und Darmkrebs-relevante Themen auszutauschen. Prof. Woeste, Chefarzt der Klinik und Leiter des zertifizierten Darmzentrums, referierte in diesem Rahmen über das Fast Track-Konzept in der Darmchirurgie.

Anfang September 2024 lud die Darmstädter ILCO-Gruppe zu einem Vortrag und einer Diskussionsrunde zum Thema „Fast Track: Schneller fit nach einer Darm-Operation“ in die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des AGAPLESION ELISABETHENSTIFT Darmstadt ein. Im „Festsaal“ der Klinik referierte Herr Prof. Woeste, Chefarzt der Klinik und Leiter des zertifizierten Darmzentrums, über das Fast-Track-Konzept in der Darmchirurgie.

Fast Track bedeutet wörtlich „schnelle Schiene“ und bringt die Vorteile einer raschen Genesung, einer geringeren Komplikationsrate und einer kürzeren Klinikaufenthaltsdauer mit schneller Mobilisation im Krankenhaus mit sich. Prof. Woeste erläuterte, dass es dabei um Veränderungen in den operativen Phasen (prä-, intra- und postoperativ) bei geplanten Eingriffen geht. Zusätzlich zur geringeren physischen Belastung durch die Operation wird der psychische Zustand der Patienten vor dem Eingriff verbessert, sodass sie gestärkt und mit weniger Krankheitsgefühl in den Operationsprozess starten.

Entscheidend für einen gelingenden Fast Track Prozess sind das multiprofessionelle Team und die Mitarbeit des Patienten sowie ein ganzes Paket an Maßnahmen, die zur schnelleren Genesung beitragen: Dies fängt bereits bei der Vorbereitung des Patienten durch die Fast Track Nurse an und zieht sich durch den Bereich Anästhesie und Schmerztherapie (positive Auswirkungen auf die psychische Fitness durch bestimmte Narkose- und Schmerzmittelgabe) bis hin zu den Themen Ernährung (kein langes Fasten, Proteindrinks, Aktivierung des Darms) und Bewegung (Aktivierung des Kreislaufs).

Prof. Woeste betonte, dass es nicht darum geht, Patienten - wie etwa beim Check-in am Flughafen - schnell durchzuschleusen; sondern darum, dass diese gar nicht erst in ein tiefes Loch fallen. Denn eine OP ist mit der körperlichen Belastung des Körpers wie bei einem Marathonlauf vergleichbar. Gehen wir als Patient „gut trainiert“ in die Behandlung, kommen wir schneller wieder „auf die Beine“. Dabei ist es stets ganz wichtig, individuell auf die Patienten einzugehen. Deren eigene psychische Einstellung spielt zudem eine große Rolle. Wer im Vorfeld auf den Prozess positiv eingestimmt wurde - durch Sprechen mit der Fast Track Nurse, dem Operateur und dem Anästhesisten - kann nach der OP seinen Eigenanteil als Patient leisten und an der Genesung aktiv mitarbeiten.

Ein zentraler Aspekt der erfolgreichen Implementierung des „Fast Track“-Ansatzes an der Klinik ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Narkoseärzten, dem Pflegepersonal und insbesondere mit den Stomatherapeutinnen und Stomatherapeuten. Die Stomatherapeuten spielen im zertifizierten Fast Track Zentrum am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT eine entscheidende Rolle.

Sie sind sowohl im Vorfeld an der Aufklärung der Patienten hinsichtlich der Stoma-Thematik beteiligt sowie im Nachhinein, was die Anleitung rund um das Tragen, Anlegen und Wechseln eines Stomas anbelangt. Gegeben ist zudem ein nahtloser Übergang an die Nachversorger zu Hause und eine Erreichbarkeit des Krankenhauses rund um die Uhr, falls es Probleme gibt. Die Fast Track Nurse steht auch weiterhin in Kontakt mit den behandelten Patienten. Die immens wichtige Arbeit der ILCO spielt zudem eine große Rolle - auch beim Erfahrungsaustausch Betroffener und Angehöriger. So machte etwa ein Gruppenteilnehmer Mut: Seit 35 Jahren trage er ein Stoma - heutzutage könne man damit gut leben, auch aufgrund der fortschrittlichen Medizin und des modernen Stoma-Materials. Zudem sei das Sprechen über ein Stoma kein Tabu mehr und Krankenhäuser mit Stomatherapie sind gut ausgestattet und stets auf dem neuesten Stand.

In der anschließenden Fragerunde wurden zahlreiche Fragen aus der Gruppe thematisiert, die sowohl das langfristige Leben mit einem Stoma als auch aktuelle Herausforderungen im Umgang mit Darmerkrankungen betrafen. Es kam die Frage auf, ob das Fast Track Konzept auch dann zum Tragen komme, wenn ein Notfall vorliegt oder bei schwerwiegenden entzündlichen Darmerkrankungen. Fast Track kommt jedoch nur bei planbaren Operationen zum Einsatz, da die Patientenvorbereitung zum Prozess dazugehört.

Die ILCO-Gruppe Darmstadt trifft sich regelmäßig jeden ersten Freitag im Monat um 15:00 Uhr vor Ort. Die Treffen bieten Betroffenen, Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit, sich in einem neutralen und kompetenten Rahmen über Stoma- und Darmkrebs-relevante Themen auszutauschen.

Weitere Informationen und Anmeldungen zur Gruppe erhalten Sie bei dem Gruppensprecher Falk Neumann unter der Telefonnummer 0178-3580161 oder per E-Mail an falk.neumann@ilco-kontakt.de. Weitere Informationen zur Selbsthilfegruppe stehen unter https://hessen.ilco.de/regionen/region-suedhessen“.

Foto: Prof. Dr. med. med. Guido Woeste (li. im Bild) und Gruppensprechender der ILCO Falk Neumann