17. Juni 2022
Der Juni ist in den USA „Hernia Awareness Month“. In Anlehnung daran beleuchten wir die Fragen: „Was ist eine Hernie?“ und: „Wie wird sie behandelt?“ Antworten gibt Prof. Dr. med. Guido Woeste. Er ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT, Mitglied des erweiterten Vorstands der Deutschen Herniengesellschaft und UEMS-zertifizierter „Abdominal Wall“-Chirurg. Besonders wichtig zu wissen: Dank der modernen Medizin können auch große Hernien sehr gut behandelt werden. Eine innovative und Bauchmuskeln schonende Methode, die am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT zum Einsatz kommt, heißt „Faszienzug-Technik“.
Treten im Bauchraum oder in der Leistengegend plötzlich Vorwölbungen auf, kann es sich dabei um eine Hernie – umgangssprachlich „Bruch“ oder „Bauchwandbruch“ – handeln. Es gibt unterschiedliche Arten von Hernien: Darunter der Leistenbruch, der Narbenbruch und der Nabelbruch, wobei die Leistenbrüche am häufigsten auftreten, aber auch Narbenbrüche sind nach Operationen im Bauchraum – auch noch Jahre später – gar nicht selten. Weitere Arten von Hernien sind außerdem der Zwerchfellbruch, der Schenkelbruch sowie der Oberbauchbruch, die seltener auftreten. Die Vorwölbungen entstehen durch Eingeweide oder Fettgewebe, welche aus einer Lücke aus der Bauchwand austreten. Dadurch fällt eine Hernie auch auf: Sie ist häufig deutlich erkennbar und zu ertasten.
Symptome können ziehende Schmerzen sein, ggf. auch einhergehend mit Rückenschmerzen, die bei Husten oder Belastung zunehmen. Starke Schmerzen und Übelkeit können Symptome für eine Einklemmung des Bruchs sein. In diesem Fall muss notfallmäßig operiert werden.
Gründe für eine Hernie können schwaches Bindegewebe, eine schwache Bauchmuskulatur oder eine vorangegangene Bauch-OP sein. Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Diabetes, Tumorerkrankungen, COPD oder Asthma können zu der Entstehung einer Hernie beitragen.
Am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT wird bei Bauch-Operationen darauf geachtet, Hernien vorzubeugen. Dafür nutzen die Chirurg:innen eine bestimmte Nahttechnik, bei der der Abstand der Stiche gering gehalten wird, und spezielles elastisches und haltbares Nahtmaterial, dass ein Einreißen des Gewebes bei Bewegung verhindern soll.
Kleinere Hernien können minimal-invasiv operiert werden und der/die Patient:in kann das Krankenhaus meist nach etwa zwei Tagen wieder verlassen.
Große Hernien – große Lücken in der Bauchdecke – sind problematisch für Patient:innen, da sie dazu führen, dass die Bauchmuskulatur nicht mehr funktioniert. Das bringt vieles Weitere mit sich: Auch Rückenschmerzen kommen hinzu, da der Rücken mit dem Bauchbereich eine Einheit bilden – mit anderen Worten: die gesamte Rumpfstabilität funktioniert nicht mehr, was sich auch negativ auf die Blase sowie das Gehen und Liegen und überhaupt den Allgemeinzustand der Betroffenen auswirken kann.
Eine neue und schonende Operationsmethode zum Verschluss von über zehn Zentimeter breiten Bauchwanddefekten wird durch die Chirurg:innen am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT angewendet. Mittels der „Faszienzug-Technik“ können sie große Lücken schließen. Die Beweglichkeit und damit die Lebensqualität können so wiederhergestellt werden, was enorme Vorteile für Patient:innen darstellt. Dabei wird während der Operation über eine definierte Zeit mittels eines Spezialinstrumentariums ein kontinuierlicher Zug auf die Bauchwand ausgeübt. So ist es möglich, große Lücken ohne weitere Operation der Bauchmuskeln zu verschließen. Bauchmuskeln werden geschont, müssen nicht mehr durchtrennt werden.
Prof. Dr. med. Guido Woeste erklärt: "Die Ausprägungen von Hernien sind also sehr vielfältig. Daher ist es uns am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT sehr wichtig, auf eine für die Patient:innen individuell geeignete und möglichst schonende Operationsmethode zurückzugreifen."