11. April 2016
Das AGAPLESION ELISABETHENSTIFT ist Praxispartner des Projekts „SimPat“ und fungiert als Piloteinrichtung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert im Rahmen des
„Aktionsplans Dienstleistung 2020“ unter der Maßnahme
„Dienstleistungsinnovationen durch Digitalisierung“ das Projekt SimPat – ein ganzheitliches Konzept zur Versorgung demenzerkrankter Menschen mit verschiedenen Erkrankungen. SimPat steht für „Sicherung intersektoraler Versorgung durch ein IT-gestütztes Dienstleistungskonzept für multimorbide Patienten mit Demenz“.
Was heißt das? Menschen mit Demenz leiden häufig an weiteren altersbedingten Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes oder Frakturen in Folge von Stürzen. Daher haben diese Patienten vielfältige Unterstützungsbedarfe, die über die unmittelbar von der Demenz ausgehenden Bedarfe hinausgehen. Neben stationären und ambulanten medizinischen Leistungen unterschiedlicher Fachärzte sind auch Reha-Maßnahmen, Therapien und Pflegeleistungen notwendig, zum Teil stationär, zum Teil aber auch im häuslichen Umfeld. Eine ganzheitliche, patientenorientierte Versorgung baut demnach auf einer Vernetzung der verschiedenen Fachrichtungen und Professionen auf, die teilweise in unterschiedlichen Sektoren des Gesundheitssystems agieren.
Die Projektpartner haben bereits Erfahrung mit dieser komplexen Versorgungssituation: Die Herausforderung besteht darin, alle notwendigen Informationen zentral zusammenzuführen, damit alle Beteiligten des Netzwerks bedarfsgerecht darauf zugreifen können. Während der Patient die benötigten Informationen bisher häufig selbst zusammenstellt und in der Regel auch die Umsetzung von Arztverordnungen wie Medikationen oder Weiterbehandlungen verantwortet, kann der an Demenz erkrankte Patient zu seinem Fallmanagement mit Fortschreiten der Krankheit immer weniger beitragen. Stellvertretend für den Patienten müssen daher Verwandte und Betreuungspersonen regelhaft in die Prozesse eingebunden werden.
Ziel des interdisziplinär angelegten Verbundprojekts SimPat ist es, ein IT-gestütztes Fallmanagement zu entwickeln, in der Praxis zu implementieren und zu evaluieren. Die IT-Lösung soll multimorbide Patienten mit Demenz, deren Angehörige und Pflegende in dem Versorgungsprozess unterstützen und die Interaktion zwischen den unterschiedlichen Leistungserbringern erleichtern. Zusätzlich erweitern E-Learning- Module das Wissen zu relevanten, versorgungsbezogenen Themen.
Am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT wird das Konzept nun erstmals in der Praxis umgesetzt. Piloteinrichtung für das Projekt zu sein war für Geschäftsführer Michael Keller auch im Sinne der innovativen Ausrichtung des AGAPLESION Konzern, der kürzlich von dem Wirtschaftsmagazin „brand eins“ dem Statistikportal „Statista“ als Innovator des Jahres 2016 ausgezeichnet wurde, eine Selbstverständlichkeit: „Das Um- und Weiterdenken zur Optimierung der gesundheitlichen Versorgung gerade älterer Patienten ist uns am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT ein besonderes Anliegen. Wir erhoffen uns dadurch, den Weg für eine noch bessere Versorgung Demenzkranker auch über unsere Einrichtung hinaus zu ebenen.“
Derzeit befindet sich der Pilot in der Phase der Erstanalyse, um zu definieren, welche Bedarfe über SimPat erfasst werden sollen. An dem Prozess arbeiten sowohl Mitarbeitende aus Sozialarbeit und Überleitungsmanagement, der EDV, der Pflegedienstleitung und dem ärztlichen Dienst mit. Projektleiter ist PD Dr. med. Mathias Pfisterer, Chefarzt der Klinik für Geriatrische Medizin und des Zentrums für Hospiz- Palliativversorgung: „Durch SimPat soll der Informationsverlust bei der Behandlung von Menschen mit Demenz minimiert werden. Das Ziel ist ein demenzfreundliches Krankenhaus durch optimiertes Schnittstellenmanagement.“ Die Einführung von SimPat ist am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT aber nur eine von vielen Maßnahmen zur besseren Versorgung und Behandlung demenziell erkrankter Patienten. Unter anderem wird bis 2017 eine stationäre kognitive Geriatrie entstehen, um Menschen mit Demenz noch besser gerecht werden zu können. Der demenzorientierte Weg, den man am Evangelischen Krankenhaus bereits seit Jahren verfolgt und stetig weiterentwickelt, spiele eine demographisch wichtige Rolle, so Pfisterer: „Demenzfreundlichkeit bedeutet Seniorenfreundlichkeit und steht somit langfristig im Dienste aller.“
Das interdisziplinäre Projekt wird von sechs Partnern aus ganz Deutschland durchgeführt:
AGAPLESION gemeinnützige AG, Frankfurt
Projektleitung und Koordination
AGAPLESION ELISABETHENSTIFT, Darmstadt
Mithilfe bei der Analyse und Umsetzung einer prototypischen Fallmanagement-Lösung Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Innovationsforschung Anwenderorientierte Gestaltung des vernetzten Dienstleistungssystems und Innovationsprozesses
Deutsche Stiftung für chronisch Kranke, Fürth
Evaluation mit zugehöriger Situations- und Bedarfsanalyse
TU Braunschweig, Peter L. Reichertz Institut f. Medizinische Informatik der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover
Entwicklung und Implementierung eines integrierten einrichtungsübergreifenden IT- Systems für das Fallmanagement
Sector5 GmbH, Köln
Erarbeitung und Umsetzung eines E-Learning Konzeptes
Projektumfang: rund 1,7 Mio. Euro, davon 70 % Förderung durch BMBF Projektlaufzeit: 10 / 2015 bis 04 / 2019
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie im Internet unter www.simpat-demenz.de
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