17. April 2024
Am 11. April 2024 fand unsere „Medizin im Dialog“-Informationsveranstaltung rund um das Thema Enddarm statt. Guido Hanisch, Facharzt für Chirurgie, Viszeral- und spezielle Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie und Koloproktologie und Leiter der Koloproktologie-Praxis in unserem MVZ, erklärte Wissenswertes dazu und betonte die Wichtigkeit des Schließmuskels, dem oft zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Bei Beschwerden den Arztbesuch nicht aufschieben
Hämorrhoiden können Probleme machen, wenn die Ernährungsgewohnheiten ungesund sind (wenig Ballaststoffe), wenn wir zu wenig Flüssigkeit zu uns nehmen, zu viel sitzen und uns zu wenig bewegen. Betroffen sind häufig auch Frauen nach ihren Schwangerschaften, v.a. nach Dammrissen. Durch die Geburt kann der Schließmuskel in Mitleidenschaft gezogen werden. Was viele nicht wissen: Auch Krafttraining kann sich in bestimmtem Maße ungünstig auswirken. Herr Hanisch ging ebenfalls auf Fissuren, Marisken, Ekzeme, Analvenenthrombose und den Rektumprolaps ein und riet den Zuhörer:innen lieber früher als später zum Arzt zu gehen, da Frühstadien besser zu behandeln sind. Leider warten viele Patient:innen zu lange, häufig sogar Jahre.
Behandlungsmöglichkeiten und Anpassung der täglichen Gewohnheiten
Dabei gibt es Behandlungsverfahren: bei Hämorrhoidalleiden etwa die Verödung. Ganz entscheidend sind für Personen, bei denen ein solches besteht, tägliche Gewohnheiten, die sich positiv auswirken: Die Einnahme von zwei Löffeln Flohsamen (eingerührt in Wasser), das Trinken von mindestens zwei Litern am Tag, der Verzehr von Müsli, Joghurt, Quark, Käse, Rohkostsalaten und Roggenmischbrot, worauf auf gemahlenes Korn zu achten sei. Von Zuckerersatz- und Lightprodukten riet er ab, ebenso vom Verzehr von zu viel Zucker, Kaffee, Hülsen- und Zitrusfrüchten.
Lebensqualität erhalten und zurückerlangen
Hinsichtlich der Stuhlinkontinenz merkte er an, dass mindestens 15 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre betroffen sind und von einer hohen Dunkelzifferrate auszugehen ist. „Stuhlinkontinenz ist der häufigste Grund für die Aufnahme ins Pflegeheim“, betonte Guido Hanisch, weswegen wir uns der Risikofaktoren bewusst sein sollten (Bandscheibenvorfall, Beckenbodensenkung, Diabetes, Adipositas etc.) und Beckenbodentraining ernst nehmen sollten, am besten täglich; als Betroffene und generell. Er stellte die Biofeedback-Elektrostimulation vor sowie medikamentöse Therapien und die anale Irrigation (Wassereinleitung in den Darm am Morgen bei von Stuhlinkontinenz Betroffenen). Damit kann eine Verbesserung von 60 % erreicht werden. „So können Betroffene ein großes Stück ihrer Lebensqualität zurückerlangen, haben einen Großteil des Tages Ruhe und können wieder etwas unternehmen; selbst abends ins Theater gehen“, erklärte Herr Hanisch.
Im Anschluss gab es zahlreiche Fragen von den Zuhörer:innen, die sich beim Facharzt für den Vortrag und den Austausch bedankten.